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Verschlungene Wege

 

Es begann 2006.
Ich war wegen meines Pferdes Herzdame nach Steinhagen gezogen – und ich war verzweifelt. Sehr verzweifelt.

Doch ich muss wohl weiter vorne anfangen, irgendwo im letzten Jahrhundert, in dem ich schon als ganz kleines Mädchen verrückt nach Pferden war. Und dann kam Herzdame. Ich war 15, sie gerade sechs Monate alt. Wir sind zusammen groß geworden und Herzdame war mein Ein und Alles, meine große Pferdeliebe. Sie hat mein Leben begleitet, mich ein Stück zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Sie war da in den hellsten und dunkelsten Zeiten meines Lebens. Sie war der Fels in der Brandung und in meinen bittersten Stunden der einzige Grund, überhaupt aufzustehen.

Die Jahre zogen ins Land – mit allen Höhen und Tiefen und vielen Verrücktheiten. Herzdame war inzwischen 29, aber immer noch sehr fit. Und dann kam der Tag, der alles verändern sollte: Sie war wohl beim Aufstehen mit den Hinterbeinen weggerutscht, deutlich lahm und die Odyssee begann. Ich kündigte den Pensionsstall mit schicker Box und Halle und mietete einen idyllisch gelegenen Kotten mit altem Baumbestand und idealen Bedingungen, um Herzdame einen schönen Lebensabend zu bieten: flach, Sandboden, viel Wiese, Paddock – und einen Kumpel bekam sie auch noch dazu.

Im neuen Zuhause gaben sich die Tierärzte und „Physiotherapeuten“ die Klinke in die Hand. Es war nur einer (nennen wir ihn Dr. M.), der eigentlich sehr klar und deutlich das bestätigte, was ich tief im Inneren eigentlich schon wusste. Die Bänder und Muskeln waren gerissen, das Knie und Hüftgelenk völlig instabil und ausgeschlagen. Wir waren chancenlos. Aber Dr. M. plädierte nicht sofort fürs Einschläfern, sondern wir sollten den Zustand genau beobachten und dann gegebenenfalls erst mal mit Schmerzmitteln arbeiten. Er hatte wohl direkt Herzdames enormen Lebenswillen erkannt. Wie viel Zeit uns noch bleiben würde, ein paar Monate, ein Jahr, das war nicht abzusehen.

Natürlich wurde Herzdames Zustand nicht besser, aber ich entwickelte Massagetechniken, die ihr guttaten, es war oft ein Wiegen und Schaukeln kombiniert mit der Matrix-Rhythmus-Therapie, was ihr das Leben offensichtlich leichter machte. Irgendeine Therapeutin schaute sich das an, fragte, ob ich Shiatsu gelernt hätte, und verschwand, wie viele andere vor ihr, ohne helfen zu können. Aber sie ließ zumindest ein Buch über Shiatsu da.

Nein, ich war überhaupt nicht empfänglich für esoterisches Zeug. Ich blätterte durch das Buch, las was von Hara und Meridianen. Ich verweigerte mich irgendwie, ich wusste ja, so kurz vorm Ende eines Lebens geht es los mit Pendeln, Beten, Kreistänzen, Räucherritualen und ähnlichen merkwürdigen Dingen.

Stets findet Überraschung statt, da, wo man's nicht erwartet hat. 

Wilhelm Busch (1832-1908), dt. Schriftsteller, Maler u. Zeichner

Es war wohl nur meinem hohen Verantwortungsgefühl gegenüber Herzdame zu verdanken, dass ich mich schließlich doch entschloss, am Europäischen Shiatsu-Institut (ESI) in Münster einen Shiatsu-kurs zu buchen. Zwar nicht für Pferde, aber die Techniken, versicherte man mir, würden sich nicht unterscheiden. Ich erwartete nichts und war mir sicher, dass auch dieser Kurs zu den vielen vergeblichen Dingen gehören würde, die ich bisher versucht hatte, um Herzdame zu helfen. Verschwendete Zeit, verbranntes Geld, um eine Erkenntnis reicher und eine Illusion ärmer.

Noch nie bin ich mit null Erwartungen irgendwo hingegangen und auf Wolke sieben wieder herausgeschwebt – diesmal schon. Ich kann es nicht anders sagen: Ich war geflasht. Ich verstand die Welt nicht mehr! Vielleicht war diese Begeisterung der Tatsache geschuldet, dass ich in meinem Designstudium viel mit den Händen gemacht hatte: Materialen gefühlt, Texturen verglichen, alles wurde immer und immer wieder „begriffen“, bis das Richtige gefunden war. In vielen Aktzeichenstunden (die ich sehr liebte) hatte ich meine Augen und Motorik geschult, um die unterschiedlichen Spannungszustände eines Körpers (im Shiatsu würde man es wohl als Kyo und Jitsu bezeichnen) aufs Papier zu bringen. Durch die spätere Arbeit am Computer war das alles über die Jahre in Vergessenheit geraten, hatte irgendwo geschlummert und war jetzt wieder hellwach. Es war wie ein Samenkorn, das auf längst vergessenen Ackerboden gefallen war.

Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener.

Carl Hilty (1833–1909), Schweizer Staatsrechtler u. Laientheologe

Dieses Wochenende veränderte mein Leben und wohl auch die Sicht auf viele andere Dinge. Nicht, dass ich jetzt auf einmal esoterisch unterwegs gewesen wäre, aber etwas änderte sich in meiner inneren Haltung. Ich wurde absichtsloser, suchte nicht mehr nach dem, was sein sollte, sondern akzeptierte das, was war.

Herzdame und mir blieb leider nicht mehr allzu viel Zeit, aber alles, was ich in diesen Monaten über Shiatsu lernte, versuchte ich, ihr zu geben. Ich entwickelte immer neue Dinge, um ihr in der jeweiligen Situation gerecht zu werden, und wir lernten, das wenig viel sein kann. Es waren sehr intensive Monate bis zu diesem sonnigen Tag im September 2008, an dem wir uns einig waren, dass es Zeit war, Abschied zu nehmen.

Meine Welt war deutlich leerer ohne Herzdame, aber es kamen neue Pferde und neue Aufgaben. Im Laufe der Jahre wurde Shiatsu Teil meines Lebens. Ich belegte viele Kurse, mein Wissensdurst war enorm, mein Spaß an Spezialgebieten kaum zu zügeln. Es folgten noch weitere Ausbildungen in myofascial Release, im Tapen und (der Form halber) auch im Pferde-Shiatsu. Letztere hat mich dazu bewogen, Shiatsu nicht nur zu praktizieren, sondern auch, wie die Shiatsu-Schulen es so schön formuliert, „Shiatsu in die Welt zu tragen.“

Gehe nicht dahin, wo der Puck ist. Gehe dahin wo der Puck sein wird. 

Wayne Gretzky, ehemaliger kanadischer Eishockeyspieler

Auf einmal war sie da, die Idee, das man Shiatsu und Design wunderbar miteinander kombinieren kann und auch sollte! Die Welt ist im Wandel, viele Pferdebesitzer suchen nach neuen Wegen und sind auch bereit sie zu gehen, wenn sie einladend, freundlich und strukturiert gestaltet, vor allem aber übersichtlich und verständlich erklärt sind. Spätestens seit Corona sind digitale Lernformate, in denen Lerninhalte und -tempo besser an persönliche Bedürfnisse angepasst werden können, akzeptierte Weiterbildungsmöglichkeiten. Ensō-Dō der Online-Campus für Pferde-Shiatsu war geboren.

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